Meine Frau und ich hatten die Gelegenheit, viele Länder kennen zu lernen. Fast überall waren wir willkommen, genossen viel Respekt und manchmal sogar Neid. Wieder in Deutschland angekommen, sagten wir beide uns oft: Schön, dass wir hier leben dürfen.
Wie haben wir Deutsche das geschafft?
Wir wurden Exportweltmeister mit damals nur 60 Mio. Einwohnern gegenüber einer Weltbevölkerung von über 7 Mrd. Die große Zahl ist es offensichtlich nicht.
Ich habe es schon oft gesagt: Es hat noch nie eine Hochkultur gegeben ohne ein klares Wertesystem. Also klare Gesetze und die staatliche Kraft, diese auch durchzusetzen. Also funktionierende Ministerien, besonders Justiz-, Innen- und Finanzbereich und auch dadurch weniger Korruption.
Wenn Politiker von notwendigen Strukturreformen in den Mittelmeerländern sprechen, meinen sie eigentlich genau das. Sie sollten es der Bevölkerung auch offener sagen. Dann hätte die AfD weniger Zulauf.
Auch ich schimpfe wie viele von uns manchmal über die Politik. Aber seien wir doch ehrlich: wir haben das Glück gehabt, dass unsere politischen Führungen in der Nachkriegszeit es besser als viele andere Länder geschafft haben, ordentliche Gesetze zu schaffen, und diese auch durchzusetzen. Damit wurde unsere Gesellschaft so geformt, dass uns viele Länder heute beneiden.
Dennoch mache ich mir Sorgen um unsere Zukunft. Nicht über die großen Bevölkerungszahlen z.B. in China 1,3 Mrd., oder Indien 1,2 Mrd. Wie gesagt, die großen Zahlen sind es nicht. Aber was dort an Werten heranwächst, macht mich nachdenklich. Sind unsere Bildungsanstrengungen ausreichend? Sind wir leistungsbereit genug und fördern guten Nachwuchs ausreichend. Oder entwickeln wir zu viel sozialistischen Einheitsbrei und Kuschelpädagogik, die eben nicht auf das wirkliche Leben vorbereitet.
Ein ganz anderer Bereich betrifft uns alle: Gradlinigkeit als Wert. Mut zur sachlichen Aussage und weniger kurzfristige Effekthascherei.
Besonders gefährlich sind Halbwahrheiten. Man lässt einfach den Teil weg, der stören könnte.
Ein Beispiel von Bertholt Brecht: Jeder von uns kennt den Satz „Stell Dir vor, es ist Krieg und keiner geht hin“.
Wissen Sie, wie der weitergeht? – „…dann kommt der Krieg zu Euch! Wer zu Hause bleibt, wenn der Kampf beginnt und andere für seine Sache kämpfen lässt, der muss sich vorsehen: Denn wer den Kampf nicht geteilt hat, der wird die Niederlage teilen. Es vermeidet nicht einmal der den Kampf, der den Kampf vermeiden will, denn er wird für die Sache des Feindes kämpfen, wenn er nicht für seine eigene Sache gekämpft hat.“
Der Jesuit Rupert Lay hat einmal gesagt: Ein Unternehmen erzeugt übermäßigen Aufwand, wenn es unmoralisch handelt. Es kostet mehr, die „Grenzmoral“ zu unter- als zu überschreiten.
Das waren allgemeine Betrachtungen. Konkreteres hören Sie jetzt von Dr. Linnemann.
Wilfried Uhlmann