Uns geht es gut. Das gilt sicherlich für die meisten von uns, wenn man ehrlich ist und unsere Lebensumstände mit Menschen in vielen anderen Ländern vergleicht.
Dafür sind sicherlich eine Reihe von Faktoren verantwortlich.
In der Vergangenheit war das auch eine Mischung aus guter politischer Führung, glücklicher Umstände, dem Verhalten der Bürger und der Erziehung unserer Kinder.
Ich mache mir Sorgen, daß wir langsam übermütig werden. Die Höhe unserer Sozialleistungen produziert immer geringere Nettoeinkünfte und macht unsere weltweite Wettbewerbsfähigkeit schwerer. Und auch die Gesellschaft hat sich gegenüber der Nachkriegszeit deutlich verändert. Wir sind weniger risikobereit und haben in vielen Punkten andere Wertvorstellungen.
Ein ganz wichtiger Faktor für unseren künftigen Wohlstand ist der wirtschaftliche Erfolg, der viele andere Dinge erst möglich macht.
Wirtschaftlicher Erfolg heißt für uns weltweite Wettbewerbsfähigkeit. Noch sind wir hier gut aufgestellt. Aber ein Land entwickelt sich in atemberaubender Geschwindigkeit: China. Z. Zt. haben wir dort ein enorm hohes Ansehen und unsere Produkte sind sehr gefragt.
Wenn wir uns also über Wohlstandserhalt unterhalten, sollten wir besonders über China reden. Deren Anteil an Produktkopien wird ständig kleiner zugunsten immer mehr Eigenentwicklungen. China macht eine ähnliche Entwicklung durch, wie es Preußen z. Zt. von Friedrich dem Großen und Japan in den 60er Jahren erlebt hat.
Handel auf „Augenhöhe“ ist angesagt. Wir müssen also künftig ausloten, was die Chinesen bei hochwertigen Industrieprodukten besser können und wo unsere Stärken sind. Unsere künftigen Stärken hängen maßgeblich von der Erziehung und Bildung der nächsten Generation ab. Einige dabei wichtige Punkte will ich hier aufführen. Punkte, die durch Erziehung und Information erreicht werden müssen. Ich rede also nicht von Dingen, die in unseren Genen enthalten sind und deshalb nicht oder nur sehr begrenzt beeinflußbar sind. Ich meine Dinge, die das Elternhaus, die Schule und die Gesellschaft leisten muß.
Ich will die Punkte, die mir auch in Gesprächen mit anderen Personen eingefallen sind, unabhängig von deren Wichtigkeit, in zwei Bereiche einteilen. Zum ersten Bereich gehören die Eigenschaften, die viele Chinesen auch haben. Das sind Fleiß; Benehmen/Höflichkeit; klares Denken/gesunder Menschenverstand. Hierbei muß unsere künftige Jugend in der Summe mindestens genauso gut sein.
Chancen können wir künftig neben unserer Organisationsfähigkeit auch durch unsere geistige Selbständigkeit, Flexibilität und Kreativität gewinnen.
Ein Punkt ist eine notwendige Forderung, besonders an unsere Schulen: Die Vermittlung von mehr Basiswissen. Das fängt beim Kopfrechnen und der Rechtschreibung in den Grundschulen an und geht weiter mit der Vermittlung von Wissen, das Zusammenhänge erkennen läßt und nicht zu sehr in die Tiefe geht. Einzelheiten können heute leicht aus dem Internet entnommen werden.
Breit gestreutes Basiswissen ist m. E. eine ideale Voraussetzung für Kreativität, Flexibilität und als Ergebnis Innovationsfähigkeit.
Ein Beispiel solcher Innovationskraft erleben wir heute Abend hier.