Ich habe hier ein Buch aus der DDR mit dem Titel „Politische Ökonomie“
Lassen wir einmal den ideologischen Teil weg und reden nur über die Organisationsform der Wirtschaft.
Da mag ich schon den Begriff Planwirtschaft nicht. Als ob nicht auch bei uns geplant wird. Ich halte den Begriff „Zentral-Verwaltungswirtschaft“ für passender. Der Staat bestimmt also alles, was die Wirtschaft betrifft. Das Gegenteil ist der sog. „Nachtwächterstaat“; Kapitalismus pur. Die Natur funktioniert so.
Wir haben eine soziale Marktwirtschaft, auch im Lissabonner Vertrag 2009 festgeschrieben. Die einzelnen Parteien und Regierungen streiten sich allerdings, wie weit der Staat die Wirtschaft steuern soll. Schaut man sich nun die einzelnen EU-Staaten an, stellt man fest, dass der Wohlstand meist in den Ländern höher ist, wo von den Regierungen weniger in die Wirtschaft eingegriffen wird.
Warum sage ich das? Heute geht es um Wirtschaftsförderung in unserem Landkreis.
Kennen Sie die Seite www.Clustermapping.us der Harvard Business School? Da wird eine Menge über clustern in und für Wirtschaft geschrieben. Mir wurde bei der Lektüre ganz schwindelig. Da wurde mir wieder bewußt, daß US-Professoren ja viel schreiben müssen. Sonst gibt es kein Geld. Deutsche Hochschul-Lehrer haben es da viel leichter. Sie publizieren nur, wenn sie etwas Neues mitzuteilen haben.
Findige Unternehmensberatungsfirmen haben offensichtlich auch die Seite „www.clustermapping.us“ gelesen und erkannt, daß sich damit Geld verdienen läßt. Regional clustern mit dem guten Ruf der Harvard Business School. Das kommt an! So bieten sie dieses Verfahren für regionale Wirtschaftsförderungsvorhaben an. Da wird dann untersucht, welche Branchenhäufungen es in einer Region bisher gab und diese sog. Cluster sollen dann besonders entwickelt werden. Dafür winken auch staatliche Fördergelder; ein weiteres Akquisitionsargument. Noch schlimmer sind m.E. Wunschcluster, also wo man bestimmte Branchen hin haben will.
Generell kann ja eine Wirtschaftsförderung zwei Zielsetzungen haben:
1. Die Unterstützung bestehender Firmen
2. Dafür werben, dass sich neue Firmen ansiedeln
Reden wir über den Wunsch, daß sich neue Firmen ansiedeln.
Da gibt es auch wieder zwei Möglichkeiten:
1. Jemand macht sich selbständig
2. Eine bestehende Firma sucht einen neuen Standort
Wenn sich jemand erstmalig selbständig macht, gründet er seine Firma fast immer dort, wo er auch bisher schon gewohnt hat. Hier macht es Sinn, wenn eine Wirtschaftsförderungsgesellschaft ihn mit fachlichen Informationen unterstützt, damit er nicht so leicht unseriösen Beratern auf den Leim geht.
Interessanter ist erst einmal die zweite Gruppe. Also erfolgreiche Mittelständler oder Konzerne, die einen neuen Standort suchen.
Was machen also einige regionale Institutionen? Sie besorgen sich Informationen über ein bestimmtes Cluster und akquirieren damit bei Firmen, die in das besagte Cluster passen. Sie bieten diesen Firmen angeblich interessante Informationen an. Kann das funktionieren? Hat nicht jede Firma, die einen neuen Standort sucht, fast immer mehr Kenntnis über den eigenen Markt?
Ist es nicht viel effektiver, den Unternehmern selbst die Standort-Entscheidung zu überlassen? Wenn Sie auch der Meinung sind, packe ich mein Buch wieder weg und wir hören, was die erfolgreiche Wirtschaftförderungsgesellschaft im Kreis Harburg-Land (WLH) uns berichten wird.